Sumpfhund und Trüffelsucher

Der Lagotto Romagnolo ist eine traditionsreiche Hunderasse, die in Italien etwa seit dem 16. Jahrhundert bekannt ist. Lagotti Romagnoli wurden in der Emilia Romagna von den dort lebenden Vallaroli zur Apportierarbeit aus den Sümpfen und zur Trüffelsuche eingesetzt.

 

Heute ist der Lagotto ein beliebter Arbeitshund, der mit seiner feinen Nase sowohl zur Trüffelsuche, als auch in der Begleitung z.B. von Diabetikern oder als Rettungshund eingesetzt wird. Als Therapie- und Besuchshund ist er ebenfalls beliebt. Auch als "Freizeithund" für aktive Menschen eignet er sich ausgezeichnet.

Besonders geeignet für Menschen mit Allergien ist der Lagotto wegen seines nicht haarenden Fells. Dies muss jedoch vor Anschaffung unbedingt im Einzelfall geklärt werden, da manche Allergiker auch auf nicht haarende Hunde allergisch reagieren.

Der Lagotto gilt als lebhaft, gelehrig, menschenbezogen und liebenswürdig, dabei durchaus selbstbewusst und manchmal etwas eigensinnig.

Gesundheit

Im allgemeinen von robuster Gesundheit, gibt es jedoch einige "lagotto-typische" Krankheiten, die erwähnt werden müssen: So kann Juvenile Epilepsie (JE) auftreten. Die Veranlagung hierzu kann durch einen Gentest abgeklärt werden.

Sehr gefährlich ist die Lysosomale Speicherkrankheit (LSD). Zum Glück kann ein Gentest über die Vererblichkeit Aufschluss geben.

Unsere Hündin wurde sowohl auf JE als auch auf LSD getestet und vererbt beides nicht. Weiteres zu Bellas Gesundheitsuntersuchungen auf "ihrer" Seite.

FCI-Standard

Die Rasse Lagotto Romagnolo wurde von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) am 06. Juli 2005 anerkannt als FCI-Standard Nr. 298 (Gruppe n°8 - Apportierhunde - Stöberhunde - Wasserhunde).

Ein Lagotto als Partner

Lagotti sind tolle Partner für aktive Menschen und Familien. "Anfängerhunde" (also ohne jegliches Hundewissen zu halten) sind sie allerdings nicht, da sie durchaus gefordert werden möchten und sensibel auf Erziehungsfehler oder verstörende Erlebnisse reagieren können. Aber keine Sorge: Mit etwas Fachwissen, Geduld, Liebe und einer oder einem kompetenten Hundetrainer/in an der Seite wächst auch bei noch geringer Hunde-Erfahrung ein "Dream-Team" zusammen.

Ein Lagotto kann gut und gern um die 15 Jahre alt werden. Das ist eine recht lange Zeit, auch in einem Menschenleben. Dies will bedacht werden. Niemand kann für eine so lange Zeit alle Unwägbarkeiten vorhersehen. Einen Hund ins Haus zu holen, bedeutet Verantwortung für lange Zeit zu übernehmen und diese, wenn es einmal nötig werden sollte, in gute Hände zu legen.

Bewegung und Auslastung

Ein Lagotto ist keine "Couch Potato", aber auch kein "Arbeitsjunkie".

Er braucht nicht täglich mehrere Stunden Bewegung und Unterhaltungsprogramm, um ausgelastet zu sein. Ein bis drei Spaziergänge pro Tag genügen, Freilauf und geistige Auslastung sollten dabei öfter mal auf dem Programm stehen. Ob "privat" auf dem Spaziergang trainiert und gespielt oder organisierter Hundesport getrieben wird, ist dem Hund egal. Für ihn kommt es nur darauf an, dass sein Mensch sich mit ihm beschäftigt und er etwas Sinnvolles, Erfreuliches zu tun hat.
Als Apportier- und Stöberhund liegen dem Lagotto Romagnolo alle Arten von Nasen- und Fährtenarbeit, aber auch andere Aktivitäten machen ihm Spaß. Entsprechende Prägung auf den Duft vorausgesetzt, ist der Lagotto ein exzellenter Trüffelfinder, und er bewährt sich auch bei anderen Sucharbeiten wie  Mantrailing oder Zielobjektsuche. Seine gute Nase und Menschenbezogenheit machen ihn auch zu einem guten Begleithund bei gesundheitlichen Einschränkungen wie z.B. Diabetes oder Epilepsie.

Als typische Wasserhunde haben Lagotti Romagnoli eine hohe Affinität zu Wasser. Das Schwimmen müssen sie freilich, wie alle Hunde, erst lernen. Positive Erfahrungen und Geduld und wenn möglich das Vorbild eines schwimmerfahrenen Hundekumpels helfen dem Jung-Lagotto, ein begeisterter, dabei umsichtiger Schwimmer zu werden.

Da die eifrigen Lagotti manchmal vor lauter Freude beim Arbeiten oder Hundesport regelrecht aus dem Häuschen geraten, brauchen sie unbedingt ausreichend Pausen und Ruhezeiten, damit der Stress nicht überhand nimmt.

Fell- und Krallenpflege

Die Löckchen des Lagotto Romagnolo fallen nicht aus, so dass Sofa und Teppich schön sauber bleiben. Da das Fell immer weiter wächst und nach einiger Zeit zum Verfilzen neigt, muss alle 3-6 Monate die Schermaschine ran, beim Hundefriseur oder zu Hause.

Ob man die Haare in den Ohren zupfen oder wachsen lassen soll, daran scheiden sich die Geister. Nach unserer Erfahrung können sie drinbleiben, so lange sie nicht verkleben oder verfilzen - ab und zu mal nachschauen und ggf. selbst oder beim Tierarzt vorsichtig entfernen (lassen).

Im übrigen empfiehlt es sich, die Verrichtungen der Fellpflege, wie Baden/Abduschen, Bürsten, Scheren, Haare schneiden, schon beim Welpen sanft einzuüben. Anfassen der Ohren und überhaupt sämtlicher Körperteile gehören ebenfalls dazu.

​Wenn die Krallen sehr hart sind und sich auch bei reichlich Bewegung auf härteren Böden nicht ausreichend ablaufen, müssen sie gelegentlich von der Tierärztin gekürzt werden.

Gesundheitsvorsorge

Lagotti stöbern gern und nehmen dabei so einiges mehr oder weniger Appetitliche auf. Es kommt vor, dass sie sich dabei hin und wieder Würmer und andere Parasiten einhandeln. Deshalb brauchen sie regelmäßige Wurmkuren ca. alle drei Monate oder - besser - erst einen Parasitentest und dann nur bei Bedarf eine Wurmkur. Auch auf Giardien muss gegebenenfalls getestet werden, vor allem bei Durchfall oder Erbrechen aus ungeklärter Ursache.

Eine große Herausforderung in der Erziehung ist, einem Lagotto das Fressen herumliegender Speisen ab- bzw. gar nicht erst anzugewöhnen. Ärgerlich, wenn die Frühstücksbrötchen einen Moment unbeaufsichtigt zu nah an der Tischkante lagen, lebensgefährlich wird es, wenn draußen Giftköder oder andere Grausamkeiten ausgelegt sind. Ein frühzeitiges, kompetentes Training ist sinnvoll.

Haltung und Zuwendung

Alle uns bekannten Lagotti sind sehr menschenbezogen. Sie halten sich gern in der Nähe ihrer Lieblingsmenschen auf und finden diese oft interessanter als andere Hunde. Für unsere Welpen kommt daher nur eine Haltung im Wohnbereich mit Anschluss an ihre Menschen in Frage!

Wenn es gut eingeübt wurde, kann ein Lagotto, wie die meisten Hunde, problemlos für einige Stunden allein bleiben, auch eine Betreuung durch andere Menschen ist kein Problem. Lange Arbeitstage sollte er nicht regelmäßig allein verbringen müssen: Hier ist eine liebevolle Hundebetreuung vorzuziehen.

Lagotti sind sehr sensibel, weshalb sie gern in einem freundlichen, stressarmen Umfeld leben. Natürlich muss man nicht auf Zehenspitzen gehen und flüstern, aber die Stimmung im Lagotto-Zuhause sollte überwiegend friedlich und entspannt sein. Gelegentliche Partystimmung oder sonstiger Trubel wird nach entsprechender Gewöhnung gut vertragen. Bella nimmt sogar das alljährliche Silvestergeknalle mit einem Achselzucken hin.

Lagotti sind lernwillig und kooperativ. Konsequent, gewaltfrei und liebevoll erzogen, zeigen sie sich als liebenswerte, eigenwillige, lebhafte und selbstbewusste kleine Gesellen, die den Alltag bereichern und stets ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

Ein Welpe zieht ein

Wenn ein Welpe oder Junghund ins Haus kommt, dann steht für eine Weile erstmal alles kopf, und auch Hundeliebhabende, die schon mit erwachsenen Hunden gelebt haben, reiben sich manchmal gestresst und verblüfft die Augen: Puh, das ist ja ganz schön anstrengend!

Nicht nur will viel Wissen über die Welpenerziehung aufgenommen, verarbeitet und in die Tat umgesetzt werden, sondern das muntere Tierchen selbst fordert Frauchen oder Herrchen ganz schön heraus.

Allein das Zimmer verlassen, um sein Geschäft in trauter Privatsphäre zu verrichten, zu duschen oder die Wäsche in den Keller zu bringen? Fehlanzeige. Überallhin muss der Mini mit oder eben von jemand anderem bewacht werden. Denn das Alleinbleiben muss ja erst nach und nach geübt werden, und das fängt mit sekundenlanger, nicht mit minutenlanger Abwesenheit an!

Klein Welpi stellt außerdem dauernd irgendwas an: Da werden Gegenstände und Klamotten verschleppt und zerkaut, oder man wird beharrlich und lautstark zum Toben und Spielen aufgefordert, während man gerade sein wohlverdientes Schönheitsschläfchen machen will. Überhaupt wird erstmal vieles angekläfft, weil Bellen ja so viel Spaß macht!

Nicht genug, dass man ständig damit beschäftigt ist, wechselweise das eigene Nervenkostüm, die Einrichtungsgegenstände und - am wichtigsten! - den kleinen Racker vor Gefahren zu bewahren, macht er auch noch manch ein Bächlein oder Häufchen auf den Wohnzimmerteppich. Auch wenn er eigentlich schon auf dem Weg zur Stubenreinheit ist: Es kann immer wieder passieren, dass sein kleines Nervensystem nicht schnell genug bemerkt, dass er mal muss, und schon ist das Malheur passiert. Das ist keine böse Absicht, sondern kommt einfach vor, besonders bei Aufregung - freudiger oder ängstlicher. Wenigstens letztere kann durch sorgsame Erziehung ohne Stress, Strafen oder erschreckendes Verhalten gering gehalten werden.

Die Nächte sind kurz und an Durchschlafen ist nicht zu denken, denn der Welpe muss ja noch nachts raus - entweder im eigenen Rhythmus, in der Hoffnung, dass er seinen Menschen jedesmal schnell genug wachbekommt, oder mit Wecker, in der Hoffnung, dass er auch genau dann - und nur dann - muss, wenn der klingelt.

Haben Sie sich einen Hund zugelegt, weil Sie sich auf stundenlange Spaziergänge in der schönen Natur freuten? Daran ist in den ersten Wochen mit einem Welpen nicht zu denken! Um den noch nicht ausgereiften Bewegungsapparat und die ebenso noch nicht ausgereifte Psyche Ihres Lieblings altersgerecht zu fordern und angemessen zu belasten, fängt es mit minutenlangen Gängen an. Pro Lebenswoche eine Minute Spazierengehen bis zum 4. Monat, dann 5 Minuten pro Lebensmonat ist eine gute Faustformel.

Ach ja, und zum Thema Wissen: Natürlich gibt es genauso viel gute wie weniger gute Ratschläge, die einem gern auch ungefragt von anderen Hundehaltern oder sonstigen "Experten" dargeboten werden. Das Internet hält ebenso massenweise wertvolle Infos und Unfug bereit, und die verschiedenen Hundeschulen haben alle so ihre Methoden, von denen einige schwärmen, andere schwören, dadurch sei ihr Hund komplett verstört und verdorben worden. Hier hilft nur eines: Mit Gelassenheit, Köpfchen und Bauchgefühl die Spreu vom Weizen trennen!

Warum man sich das alles antut?

Überlegen Sie sich bitte gut, ob Sie die Ressourcen, Unterstützung und Möglichkeiten, die Geduld und den guten Willen haben, einen Welpen großzuziehen. Betreuen Sie gerade ein kleines Kind oder einen kranken Angehörigen? Sind Sie selbst gesundheitlich eingeschränkt oder körperlich oder seelisch stark belastet? Dann sollten Sie sich nicht in das Abenteuer Welpenaufzucht stürzen! Warten Sie damit besser, bis sich Ihre Situation entspannt hat.

Denn auch wenn der Text zum Schmunzeln einlädt: Es geht um ein kleines, junges Leben, das Ihnen anvertraut wird und das Sie mit Ihrem besten Wissen und Können behüten und fördern müssen. Für den Welpen ist es Ernst - der Ernst seines Lebens: Er hängt mit Leib und Seele von Ihnen ab, und zwar buchstäblich! Von wem wird er versorgt, von wem lernt er alles, was ein Hund wissen und können muss, wenn nicht von seinem Menschen? Das ist eine große Verantwortung.

Also - auch wenn alles passt: Warum tut man sich das an?

Weil es für einen Tierfreund zum Wunderbarsten gehört, ein kleines Wesen aufwachsen und gedeihen zu sehen, mit ihm spannende Entdeckungen zu machen, Freude und Spaß zu erleben, zu kuscheln und zu toben, ihn mit Appetit futtern zu sehen, das erste Bürsten und Waschen, das erste Autofahren, das erste Mal Hundeschule, das erste Mal im Wasser...!

Ein müdes Fellbündel, das zusammengerollt neben einem auf dem Sofa schläft und träumend die vielen neuen Eindrücke verarbeitet.

Die wachsende Bindung zu erleben und die eigenen Stimmungen und Gefühle in seinem Verhalten und seinem Blick gespiegelt zu sehen. Zu bangen, wenn es ihm nicht gut geht, die Erleichterung, wenn er wieder munter ist!

Weil Sie all das niemals mehr vergessen werden. 
Und Ihr Hund auch nicht.